3. SONNTAG IM JAHRESKREIS

26. Januar 2014

Evangelium nach Matthäus (4,12-23)

In Judäa, im Süden des Landes, hat Jesus sich von Johannes taufen lassen. Aber hier wird es gefährlich: Johannes ist schon verhaftet und Jesus gehört zu seiner Bewegung. Deshalb zieht er sich nach Galiläa zurück. Was hat er vor? Will er etwas Neues anfangen? Aber warum gerade in Galiläa, in der äußersten Provinz? Hier gibt es einige versprengte jüdische Gemeinden, aber diese Provinz ist von einem Gemisch aus aller Herren Länder bevölkert. Im Süden, im frommen Zentrum in Jerusalem spricht man nur vom verdorbenen Heidenland, aus dem sowieso nichts Gutes kommen kann. Hier hausen die Hinterwäldler, viele mit Migrationshintergrund. Ist es klug von Jesus gerade hier mit einer neuen religiösen Bewegung anzufangen? Er ist zwar dort, in Nazareth, aufgewachsen, aber er sucht sich einen neuen Wohnsitz in Kafarnaum, das am See Genesareth liegt. Von hier aus will er „operieren“ und durch die ganze Gegend ziehen. All dies ist sehr merkwürdig. Ist das eine kluge Strategie?

Zunächst sucht Jesus sich Mitarbeiter. Auch sie sollen seine Botschaft verbreiten und überall auf die Menschen zugehen. Aber er wählt sich keine ganz gescheiten Schriftgelehrten aus, keine einflussreichen Leute mit gesellschaftlichen Positionen. Er sucht sich ein paar Fischer, einfache Leute, von denen wir nicht einmal wissen, ob sie lesen und schreiben können. Mit denen ist doch kein Staat zu machen! Jesus geht auf sie zu, mitten in ihrer Arbeit. Sie müssen ihren Lebensunterhalt schwer verdienen. Er prüft nicht, stellt keine Bedingungen. Die einzige Voraussetzung scheint zu sein, dass sie das Herz auf dem rechten Fleck haben und ihm vertrauen.

Diese Männer überlegen nicht, fragen nicht nach, verstehen zuerst einmal nur mit dem Herzen – noch ehe dem Verstand klar ist, was es ihnen bringen wird, mit diesem Jesus mitzuziehen. Sie lassen liegen, sie lassen zurück, sie kommen in Bewegung und ihr Leben ändert sich radikal. Was fasziniert sie so an Jesus, dass sie „sogleich“ aufbrechen? Sicher, es ist nur eine Handvoll Männer und Frauen, die mit Jesus mitziehen. Auch andere schließen sich seiner Bewegung an, aber bleiben zu Hause, in der Familie, bei der gewohnten Arbeit. Bei ihnen zu Hause sind Jesus und seine Gruppe willkommen, wenn sie durch die Gegen ziehen, Hunger haben oder sogar eine Unterkunft für die Nacht brauchen.

Worum geht es Jesus nun? Wofür will er die Menschen gewinnen? Es geht ihm um zwei Grundsätze. Erstens: „Kehrt um! Ändert eure Lebensweise!“ Aber, das ist nicht neu. Auch Johannes der Täufer hat so etwas gesagt. Nur ist seine Begründung, warum Menschen sich änderen sollen, eine andere: Das Endgericht steht bevor. Es droht eine ewige Strafe, wenn sie sich nicht ändern! Jesus geht es um etwas anderes: Gottes Reich ist nahe! Gott kommt auf euch zu und will in eurem Leben regieren, wirken, so dass euer Leben gelingen kann. Er bringt euch – durch mich, Jesus – die Lösung für euer tiefstes Sorgen, Suchen, Sehnen und Verlangen. Was Gott euch zu sagen hat wirkt erlösend, befreiend. Hört auf ihn, akzeptiert diese Lösung, praktiziert sie in eurem Leben, lasst Gott so in eurem Leben herrschen, lass so sein Reich in eurem Leben wachsen. Eine neue Zeit beginnt, ein völlig neues Kapitel der Geschichte Gottes mit den Menschen.

Diese Bewegung von Jesus, die unter solchen scheinbar ungünstigen Bedingungen begann, konnte Menschen begeistern und mitreißen. Die völlig neue Geschichte Gottes mit den Menschen kam ins Rollen. Sie hat sich über die ganze Erde verbreitet, bis in unsere Zeit. Kontinuierlich ruft Jesus Menschen in seinen Dienst, in den Dienst des Reiches Gottes. Immer wieder sollen wir über unser Leben nachzudenken und uns neu ausrichten („umkehren“ also), damit Gott in unserer konkreten Lebenswelt wirken kann. Unser Leben ändern wir ja nicht auf einmal, sondern Schritt für Schritt. Gott wirkt dort, wo in unserem Leben, in unserer Gemeinde, Liebe, Freude, und Friede unsere zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmen.

Wenn uns als Pfarrgemeinde daran liegt, dass es mit der Bewegung Jesu weitergehen soll, dann liegt es an jedem von uns, sich persönlich immer wieder neu damit auseinanderzusetzen. Wenn uns etwas an Jesus liegt, müssen wir regelmäßig aufstehen von unseren Netzen des Alltagslebens und Jesus bewusst folgen.

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